Königsblut 3 - Lied der Wüste (German Edition) by Karola Löwenstein

Autor:Karola Löwenstein [Löwenstein, Karola]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-28T16:00:00+00:00

Die Tage nach Silvester vergingen nur schwer und ich war froh, als die Ferien vorbei waren und der Alltag in Tennenbode wieder begann.

Doch über die Ferien hatte sich wenig geändert. Bereits beim Frühstück saß Skara mit ihren Freundinnen laut kichernd an einem der runden Tische und löffelte ihr Müsli, während Ramon an der Tür auf seinen Einsatz wartete, um Skara die Tasche zur Vorlesung zu tragen.

Torin hatte mir erzählt, dass Ramon es hasste, aber Lennox hatte ihm ein neues Motorrad versprochen, wenn er mitmachen würde. Torin hatte gelacht und gemeint, dass Lennox sich nur aus der Schusslinie bringen würde, denn er hatte schon mitbekommen, dass ihm dasselbe Schicksal drohte, wenn Ramon als Leibwächter ausfiel.

„Sag mal, Dulcia“, sagte Shirley beim Frühstück und beobachtete über den Rand der Zeitung hinweg Skara, die gerade kichernd ihre braunen Haare über die Schultern zurückwarf und Ramon zuzwinkerte, als ob die beiden ein tiefes und inniges Band der Freundschaft verband. „Gibt es Neuigkeiten?“

„Keine großen“, sagte Dulcia kauend, und sah von der Zeitung auf. „Sie kündigen das Drachenrennen an. Ladislav Ende will endlich die Vereinte Magische Union glücklich machen, und zwar schon im Mai, aber das war ja zu erwarten. Gregor König hatte letztens schon geäußert, dass es bald so weit sein würde.“

„Aha“, sagte Shirley und schien sich nicht ein bisschen für das Drachenrennen zu interessieren. „Du findest Ramon doch interessant, oder?“

„Ähm.“ Dulcia lief rot an und sah überrascht von ihrer Zeitung auf. „Schon, aber ich glaube nicht, dass er sich wirklich für mich interessiert.“

„Ach, Quatsch“, sagte Shirley energisch. „Er mag dich, und außerdem wird es Zeit, dass wir Skara den nächsten Dämpfer verpassen.“

„Nein“, sagte Dulcia erschrocken, die wohl ahnte, welchen Plan Shirley für sie ersonnen hatte.

„Warum nicht?“, fragte Shirley.

„Das geht nicht“, erwiderte Dulcia abwiegelnd.

„Warum denn nicht?“, bohrte Shirley. „Ich habe Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass du dich zwar immer wie ein Plebejer benimmst, aber eigentlich Patrizierin bist. Du hast jedes Recht der Welt, da hinzugehen und Ramon zu küssen.“

„Du bist auch Patrizierin“, sagte Lorenz seufzend. „Ich bin umzingelt von Adeligen. Du lieber Himmel.“

Ich sah überrascht auf. „Du bist Patrizierin? Wirklich?“

„Ja, das ist sie“, entgegnete Shirley energisch. „Hast du dich nicht gewundert, warum sie bei der Wahl kein Klemmbrett in der Hand hatte?“

„Stimmt“, sagte ich nachdenklich. Darauf hatte ich nicht geachtet.

„Shirley!“, sagte Dulcia vorwurfsvoll und sah auf. „Jetzt reicht es aber. Ich mag das nicht an die große Glocke hängen. Wir sind keine vermögende Familie, und ganz ehrlich, keiner in unserer Familie möchte von dem ganzen Firlefanz, den die Patrizier veranstalten, etwas wissen. Ich will keine Bälle besuchen und ich möchte auch nichts geschenkt bekommen, nur weil ich glücklicherweise in eine bessere Gesellschaftsschicht hineingeboren worden bin. Meine Mutter hat immer auf Bescheidenheit geachtet und darauf, dass wir normal aufwachsen, und dafür bin ich ihr dankbar. Ich würde mich selbst hassen, wenn ich so wäre wie Skara.“

„Du hattest glücklicherweise eine Mutter, die dich zu einem vernünftigen Menschen erzogen hat, aber Skara hatte dieses Glück nicht. Sie ist eine verzogene und weltfremde Zicke. Es wird Zeit, dass wir ihr Grenzen aufzeigen und ihr klarmachen, dass sie nicht machen kann, was sie will.

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